Der 10. Salon Mondaine im Soho House ist eine Premiere. Zum ersten Mal sitzt unter den 120 geladenen Frauen auf dem Podium ein Mann. „Es ist Zeit für einen Dialog auf Augenhöhe, um Parallelwelten aufzulösen, es geht um Integration und auch um Versöhnung“, sagt Veranstalterin Yasmine Orth, die vor zehn Jahren ihr Frauennetzwerk Goerlzclub gegründet hat, um die weibliche Kraft zu stärken. „Female Empowerment & Leadership“ ist ihr Anliegen.
Dafür kann es – in einer männlich dominierten Gesellschaft – manchmal notwendig sein, dass Frauen unter sich bleiben, sich einen geschützten Raum schaffen, dafür steht der Salon Mondaine. Aber für einen ganzen Menschen und eine funktionierende Gesellschaft brauchen wir beide Kräfte, die weibliche und die männliche. Nur in ihrer Verbindung ist Leben möglich. Deshalb wurde der Goerlzclub jetzt zu „The Lovers“ umbenannt: „We do because we love.“ The Lovers wird nicht nur Netzwerk und Plattform sein, sondern hat auch einen handelnden, einen sozialen Arm: Die Förderinitiative The Lovers e.V. ist ein gemeinnütziger Verein, den Yasmine Orth mit sieben anderen Frauen im März 2015 gegründet hat.
Neben der Vorstellung des Vereins und seinen Gründungsmitgliedern heißt entsprechend an diesem Abend der Salon: „Salon Mondaine leads you into action“.
Die Idee einer erfüllten und gleichberechtigten Beziehung ist wunderbar, aber wie führt man sie? Ein Leben mit Kindern, Beruf und vielseitigen Interessen wollen wir alle, aber wie macht man das?
Diese Fragen stellte Moderatorin Nina B. Fischer, Coach und auch Vorstandsmitglied der Förderinitiative, der Schauspielerin/Autorin/Bloggerin Tanja Neufeld, alias Lucie Marshall und dem Kulturunternehmer Jochen Sandig. Sandig ist einer der wenigen Männer, die als „Ehemann von…“ vorgestellt werden. Ehemann von Choreographin Sasha Waltz nämlich, mit der er zwei Kinder hat, die Tanz Compagnie führt und die Sophiensäle sowie das Radialsystem V gegründet hat.
Jochen Sandig bezeichnet sich selbst als Feminist, weil er aus vergangenen Fehlern gelernt hat, diese sehr ehrlich reflektiert und authentisch seine Sichtweisen erklärt. Er beschäftigt sich intensiv mit der Frage, wie er die Gesellschaft hin zu mehr Gleichberechtigung und Wertschätzung für Frauen verändern kann. Er sagt: „Die Männer müssen sich nun bewegen“ und „Ich möchte mich für eine faire Lösung einsetzen.“ Er spricht ehrlich über die Eifersucht, die er auf die enge Bindung zwischen Mutter und Kind empfunden hat und seine Bemühungen, ein „Idealmann“ zu werden.
Tanja Neufeld erzählt unter anderem von der „Rollen-Falle“, in die sie nach der Geburt ihres Sohnes getappt ist. Über Unsicherheiten wie die Frage, was sie denn überhaupt einfordern darf, wenn sie selbst (finanziell) nichts beiträgt. Über die Erfahrung des Scheiterns, durch die sie gewachsen ist – persönlich und beruflich.
Im Laufe des Abends wird allerdings deutlich, dass auch ein feministischer Mann nicht vor manch „männlichem“ Gesprächsverhalten gefeit ist: Er nimmt in seinem Enthusiasmus Raum ein, der bei manchen Zuhörerinnen einen wunden Punkt trifft. „Schon wieder ein Mann, der den Frauen die Welt erklären will“, werden ein paar Stimmen laut.
Und so hat der Abend – etwas anders als geplant – ein weiteres Kernthema berührt, mit dem wir uns auseinandersetzen müssen, wenn wir gemeinsam lernen und wachsen wollen. Müssen Männer lernen, Raum abzugeben oder müssen die Frauen lernen, sich mehr Raum zu nehmen? Oder ist eine Balance aus beidem der richtige Weg?
Empathie für einander zu entwickeln und achtsam in die Wechselbeziehung zu gehen, ist eine Herausforderung, die wir aktiv angehen müssen.
Der nächste Salon Mondaine wird wieder eine reine Frauenrunde und am 26. Oktber stattfinden!
Vielen Dank an unseren Partner i+m Naturkosmetik!